Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Hochdorf:
Offner-Orgel I+P/6, Augsburg, Bj. 1896
Als ich das erste mal zu dieser Orgel gerufen wurde, war diese fast komplett unspielbar. Töne heulten, Register ließen sich nich abschalten, andere nicht ziehen. Pedalspiel war aufgrund der beengten Platzverhältnisse kaum möglich. Die Tasten waren sehr aus-, ja teilweise durchgespielt (der Belag versteht sich). Die sehr unausgeglichene Regulierung führte zu unterschiedlich hohen Tasten, was einen nur so über die Klaviatur stolpern ließ.
re: Die Orgel wurde komplett abgebaut und in die Werkstatt gebracht. Im Bild schwebt gerade der Spieltisch nach unten.
Im Inneren sah es nicht besser aus. Mehrere Pfeifen abgeknickt, andere gänzlich stumm. Den besten Beweis dafür, dass hier schon länger nichts mehr getan wurde, liefert das nebenstehende Foto. In Abstimmung mit der Denkmalpflege schritt man dann auch zur Tat.
Nach der Reinigung und Behandlung mit Holzwormtod konnten die ersten Gehäuseteile zusammengestellt werden. An der Windlade wurden die Ventile abgerichtet und neu belegt, die originalen Lederbahnen unter den Schleifen mit Talkum gepflegt und die Schleifen selbst frisch graphitiert. Zur Sicherstellung der Funktionssicherheit und zur Abdichtung wurden zwischen Stock und Schleife Liegelind-Ringe eingebaut. Ein notwendiger Eingriff war das Abrücken der Orgel vom Spiletisch, um ein halbwegs normales Pedalspiel zu ermöglichen. Dies hatte zur Folge, das nicht nur das Podium, sonder auch die Register- und Tonmechanik um 15cm verlängert werden musste.
Belegbar ist übrigens nur die Jahreszahl 1896, wo die Orgel von Erling nach Hochdorf transferiert wurde. Ob, und in welchem Umfang Veränderungen vorgenommen wurden ist nicht bekannt. Lediglich eine Innschrift im Balg wiest auf das Jahr 1872 hin.
Sämtliche Veränderungen wurden unter größtmöglicher Wahrung der historischen Substanz durchgeführt. Hier sind die liegenden Trakturen der Register- und Tonmechanik schon eingebaut. Gut zu erkennen ist das verlängerte Podium. Die ausgeschlagenen Wellenbretter erhielten neue Filzlager, sämtliche Wellenachsen wurden mit feiner Stahlwolle poliert.
re: Die Zinkpfeifen des Prospektes wurden nun durch neue aus Zinn ersetzt. Im Zuge des Verfahrens wurde die originale Besetzung des Mittelfeldes wieder rekonstruiert (vorher nur mit Stoff bespannt).
Die Klaviaturbeläge (Bein) wurden vom Spezialbetrieb überarbeitet. Bei einigen war ein Austausch unumgänglich. Bevor das Pfeifenwerk wieder eingebaut werden konnte, verschlang es viele Stunden mühevoller Arbeit.
Disposition:
Gedeckt 8'
Gamba 8'
Prinzipal 4'
Flöte 4'
Mixtur 2' 3f
Subbass 16'
Pedalkoppel
Nach der Sanierung der Emporenstatik war auch der Aufbau eines neuen Orgelpodiums notwendig. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass die Windversorgung der Orgel nun unsichtbar im Emporenboden untergebracht ist.
Mit reizvollen Klängen verzaubert nun wieder diese historische Kleinorgel ihre Zuhörer.