Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Oberschweinbach / Spielberg:
Dreher-Schuster Orgel, Augsburg / München, Bj. 1934 /-69

Nach den Bauarbeiten am an die Kirche angrenzenden Pflegenheim sah die Orgel verherend aus. Nicht nur Baustaub, sondern auch ein kapitaler Wasserschaden hatten dem Instrument arg zugesetzt. Neben dem offenen Spieltisch wurde Mörtel angerührt (li), durch Erschütterungen bei den Abbrucharbeiten vielen teils große Putzstücke von der Decke (re). Der Staub hatte sich bis in die letzte Ecke vorgearbeitet, das Wasser tat den Rest.

Hier sieht man gut, wie weit sich das Wasser in der Orgel verbreitet hatte. Viele der Kegel waren dadurch in ihren Bohrungen verklebt, die Registerschaltungen waren ohne Funktion. Drossel und Balg waren gänzlich hinüber.

Kurz um, hier gab es viel zu tun. Um den Betrieb im angrenzenden Pflegeheim so wenig wie möglich zu beinträchtigen, wurde der gesamte Ausbau durch die Prospektöffnung bewerkstelligt.

Nach dem Ausbau der Prospektpfeifen war der Orgelraum im 1. Stock gut zugänglich.

Dann wurde der ebenerdig stehende, elekrtische Spieltisch gründlich gereinigt und sämtliche Kontaktstellen gepflegt.

li: Dank der guten Witterung konnten die ausgebauten Pfeifen im Freien gereinigt werden. Alle Metallpfeifen wurden in warmem Seifenwasser vom Staub und Ruß der letzten Jahrzehnte befreit.

re: Dann folgte die Überarbeitung in der Werkstatt. Neben leichteren Schäden an den Füßen und Labien, mussten vor allem die Stimmvorrichtungen gerichtet werden. Alle Hüte bei gedackten Pfeifen wurden neu aufgepasst.

Manche Holzpfeife benötigte eine Spezialbehandlung. Hier wurde der Kern abgefräst und aufgedoppelt, um eine neue Kernspalte machen zu können und den Vorschlag abzudichten.

li: Zwar sind in dieser Orgel nich viele Holzpfeifen (Subbass + 2 Oktaven Gedackt 8'), diese hatten es jedoch in sich.

Alle Spunde wurden komplett überarbeitet. Spundgriffe neu eingeleimt und zusätzlich verkeilt, Spunde neu eingemessen und mit Filz versehen, schließlich neu abgedichtet.

Nach der Reparatur der Pfeifen folgte der Ausbau der Laden. Aufgrund der schweren Schäden und um an den Balg zu kommen, mussten alle Laden weichen. Im Bild wurden gerade die Stöcke der C-Seite abgenommen.

li: Blick auf das, was einmal die Windmenge regulieren sollte. Hier war jedoch alles fest. Was nicht fest war, war gebrochen.

Balg und Drossel - ohne Worte!!

Letztlich blieben nur die Leisten der Tonmagnete im Orgelraum. In der hinteren rechten Ecke sieht man den Durchbruch zum Motor, welcher im Nebenraum steht.

li: Dann kamen die Laden an die Reihe. Neben Rissen und gelösten Verleimungen, galt es hier vorallem die Kegel zu überarbeiten.

Alle Kegel wurden ausgehoben und mit peinlicher Genauigkeit aufbewahrt. Hält man hier keine Ordnung und verliert den Überblick, hat man später ernsthafte Probleme mit undichten Kegeln.

li: Was hier fast künstlerisch anmutet, sind abgezogene Kegel-belederungen in einem roten Mülleimer.

Stück für Stück wurden alle Kegel (ca. 750) neu beledert. Zuvor wurden die Kegeldrähte gereinigt und viele der Scherenführungen fixiert.

Die fertigen Kegel warten auf den Wiedereinbau.

li: Nach dem Einsetzten der Kegel wurden die Anschlag-polster und Holzmuttern aufgedreht und die Register-kanzellen wieder mit Papier verschlossen.

li: Die Stöcke wurden ebenfalls gerichtet, erhielten neue Papierungen an den längsseitigen Bohrlöchern und Dichtungen an der Unterseite. Die Papierung auf der Stockoberseite des II. Manuals resultiert aus einer Umdisponierung aus den 60er Jahren.

re: Alle Registerbälgchen wurden neu bezogen und die Ventile frisch belegt.

re: So sieht der neue Anschluss an den Motor aus. Leichtgängig, leise und vor allem dicht.

Die "im Wind" liegenden Registerschaltungen funktionieren nach am Auslaß-Prinzip. Hier sieht man den Registerkanal des II. Manuals.

Dann war es Zeit für die Montage. Als Erstes musste der Balg an seinen Platz. Erst dann konnte die Lade des I. Manuals gelegt werden.

Nachdem alle Laden positioniert waren, konnten die neu beklebten Membranenleisten montiert werden.

Die gerichtete Windversorgung erstrahlt in frischem Blau. Kein Vergleich zum 3. Bild von oben.

Anschließend an eine gründliche Funktionsprüfung, konnte mit dem Wiedereinbau der Pfeifen begonnen werden.

re: Blick ins II. Manual. Dahinter (li) steht die Pedallade mit dem Subbass 16', welcher mittels Windab-schwächung auch als Stillgedackt fungiert.

Erbauer:
Max Dreher, Augsburg, Bj. 1934
Umbau:
Carl Schuster, München, 1969
System: Elektro-Pneumatik
Disposition:

Register für Register wurde jede Pfeife nach Ansprache, Klang und Lautstärke kontrolliert.

I. Man:
Prinzipal 8'
Gedackt 8'
Praestant 4'
Sesquialtera 2 2/3'

Nach wirklich sehr viel Arbeit und manch schwerer Klippe, konnte die Orgel am 13.09.2009 im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes wieder ihrer Bestimmung übergeben werden.

Nachthorn 2'
Mixtur 1 1/3'
II. Man.
Gemshorn 8'
Salicional 8'
Waldflöte 4'
Prinzipal 2'
Quinte 1 1/3'
Pedal:
Subbass 16'
Stillgedackt 16'
Spielhilfen:
Normalkoppeln
freie Kombination
Tutti
Crescendo ab (Cresc. als Tritt)
Handr. aus Cresc.
Pianop. an