Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Mindelheim:
Harmonium Mannborg, Leipzig / Borna, Bj. 1901

Dieses noch oft genutzte, jedoch wenig befriedigende Mannborg Harmonium stand in der Kapelle des Franziskanerinnenklosters in Mindelheim. Leider hatte es über die Jahre seinen Schmuck (Gehäuseaufsatz und Kerzenteller) eingebüßt.

Auch um die Funktion war es nicht wirklich gut bestellt. Man vernahm deutliche Windgeräusche, musste heftig pumpen und hatte mit allerlei Ausfällen zu kämpfen.

Beim Zerlegen des Instrumentes offenbarten sich einige nich fachgerecht durchgeführte Reparatuen. So hatte man z.B. den Balg mit einem völlig ungeeigneten Material bezogen, welches nun gründlich entfernt werden musste.

Die gereinigten Gehäuseteile wurden retuschiert und mit Schellack wieder aufpoliert.

Die fehlenden Kerzenteller und ein an das Original angelehnter Gehäuseaufsatz wurden aus massivem Nussbaum nachgefertigt und farblich angeglichen.

Hier sieht man den Balg nach seiner Fertigstellung. Wie immer, wurden nicht nur die Bezüge, sondern auch alle Scharnierungen der Balgplatten und die Schöpf- und Fangventile erneuert.

Danach ging es an die Überarbeitung des Werkes, welches hier noch ungereinigt aufliegt.

Bei dieser Anzahl der Register, hatt man nach der Demontage einen ganzen Berg von Mutzen, Klappen und Hebeln.

Für eine gründliche Reinigung müssen auch die Ventile weichen.

Aufgrund des schlechten Zustandes mussten sämtliche Ventile neu belgt werden. Ein Kombination aus Filz und dünnem Leder ist für die Dichtung verantwortlich.

Nachdem auch der Ventilboden abgerichtet (begradigt) war, wurden die Ventile wieder eingesetzt und eine neue Werkdichtung aufgebracht.

Nach der Reinigung und der Oberflächen-arbeit, konnten die neuen Zungefilze eingeleimt werden.

Hier ist die Montage schon gut fortgeschritten. Das Werk liegt auf dem Fundamentbrett und konnte einer ersten Funktionsprobe unterzogen werden.

Dann ging es mit der Registermechanik weiter. Nach dem Aufpolieren der schwarzen Schellackoberfläche, erhielten die Register-züge neue Filzführungen.

Die meiste Arbeit steckt jedoch immer HINTER der Registerblende. Bis alle Mechanikteile gereinigt, repariert und wieder eingebaut waren, zogen einige Stunden ins Land.

li: Nun mussten Subbass und Vox wieder weichen, denn es begann die Stimmung. Auf besonderen Wunsch wurde hier die Stimmton-höhe auf 435 Hz herabgesetzt.

Nachdem auch die fehlende Vox humana ersetzt war, konnte die technische Seite dieser Restaurierung abgeschlossen werden.

Disposition:

Nach ein paar Wochen sind die Arbeiten an diesem Instrument nun abgeschlossen. Obwohl es nicht über einen durchgehenden 16' verfügt, hat es - vorallem mit der Basskoppel - ein sehr gutes und ausgeglichenes Fundament. Im Diskant begeistert neben der Vox Jubilante vorallem die Schalmei als perfektes Soloregister.

Bass:

Diskant:

Forte II

Forte I

Subbass 16'

Oboe 8'

Diapason 8'

Melodia 8'

Bourdon 8'

Flute d'Amour 8'

Principal 4'

Flöte 4'

Cornet Echo 2'

Clarinette 16'

Bass Koppler

Diskant Koppler

Aeolsharfe 2'

Vox Jubilante 8'

Schalmei 8'

Vox humana