Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Eggenfelden Franziskanerkirche:
Ludwig Wastlhuber, II+P / 13, Bj. 1966

li: So sah unser Transporter aus, als wir zu dieser Orgelreinigung aufbrachen. Wer genau hinsieht, kann auch das unter einer Decke versteckt Leih-Harmonium erkennen, welches wir für die Zeit der Überarbeitung kostenlos zur Vefügung stellten.

Die Orgel wurde von L. Wastelhuber technisch und klanglich im Stil der 1960er Jahre erbaut. Das Gehäuse stammt größtenteils aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts.

Nach der Abnahme der Stimmtonhöhe wurde als erstes das gesamte Pfeifenwerk ausgehoben. Hier ein Blick auf die abgeräumten Laden des I. (li) und zweiten Manuals (re), mit viel Staub.

Jede Pfeifenreihe erhielt ihr eigenes Lagerbrett, somit sind Verwechslungen ausgeschlossen.

Die Windlade des I. Manual ohne Stöcke. Neben Mahagoni und Elektro-Leerrohren, kam damals auch Spanplatte zum Einsatz.

Nicht ganz unumstritten und manchmal sogar vom Orgelbauer gefürchtet - Teleskophülsen zur Schleifendichtung. Hier gab es jedoch keinen Grund zur Beanstandung.

li: Sicher ein seltener Ausblick. Mittig auf der Windlade stehend, machte ich dieses Foto durch das mittlere Prospektfeld in den Kirchenraum.

Mitarbeiter Johannes M. war für die Reinigung der Pfeifen verantwortlich und widmete sich zuerst der hölzernen Fraktion. Alle Metallpfeifen wurden in warmem Seifenwasser gebadet.

Wenn er einmal keine Pfeifen mehr sehen konnte (wie hier), schwang er den Pinsel über die zahlreich vorhandenen anderen Teile, z.B. die Pedalklaviatur.

re: Um überhaupt etwas sehen zu können, wurde in der gesamten Orgel eine Beleutung angebracht. Diese ist auch für Stimm- und War-tungsarbeiten von großem Vorteil.

Nun kam der Unterbau an die Reihe. Mit Pinsel und Staubsauger bewaffnet, suchte ich mir einen Weg durch Abstrakten, Winkel und Windführung ala 60er Jahre.

Mit diversen Reinigungsmitteln befreite ich derweil den Spielschrank von einer klebrig grauen Schmutzschicht. Danach machte das Interieur wieder eine gute Figur.

li: Blick vom Durchgang hinter dem Spieltisch, zwischen den Manualen, hinauf in den Pfeifenraum.

re: Hier liegt gerade eine der großen Pedalpfeifen (Praestant 8') auf den Böcken.

Nachdem die Reinigung von Techink und Gehäuse abgeschlossen war, machte ich mich an die Überarbeitung des nun sauberen Pfeifenwerkes.

An allen Pfeifen über 4'-Länge wurden Filzstreifen in die Stimmrollen gedreht, was das Klirren der Rollen verhindert.

Die Intonation war derart schlecht, dass ich mich entschloss, alle Pfeifen durch Anblasen vorzuintonieren.

Hier mein offizielles "Presse"-Foto, zusammen mit Bruder Andreas ("Chef" des Klosters), welches dann nicht verwendet wurde.

li: Mitarbeiter Johannes M. beim Polieren der Prospekt-pfeifen. Hier ist "Manpower" angesagt.

re: Die ersten Pfeifen beim Wiedereinbau, waren die des Untersatz 16' vom Pdeal. Diese Laden stehen gestürtz im Unterbau der Orgel.

Da der Einbau immer näher rückte, wurden die Mixturpfeifen schon einmal abgesteckt. So erreicht man, das bei der Intonation von 7 Pfeifen (!!!) nur eine zu hören ist.

li: Gleich nach dem Polieren wurden die Pfeifen in ihr Raster gehängt. So vermeidet man unnötige Lagerspuren und damit Nacharbeiten.

Stück für Stück füllte sich nun langsam der blitz blanke Pfeifenraum. Eingebaut wird jeweils nur soweit, dass die vorderen Pfeifen noch gut für die Intonation zu erreichen sind.

Hier ist Johannes schon beim Einbau des letzte Reigsters des I. Manuals: Blockwerk 2' 7-fach !!

li: Da der Prospekt von vorne gut zugänglich war, wurden die Korrekturen an diesen Pfeifen von außen vorgenommen.

re: Hier bin ich gerade beim Stimmen des Blockwerk. In der Hand halte ich sog. Stimmpinsel, welche die "unerwünschten" Pfeifen verstummen lassen.

Während der Intonation muss die Arbiet immer wieder kontrolliert werden. Also abhören, abhören, abhören.... spielen, spielen, spielen...

li: Blick auf die gesammelten Pfeifen der Manualwerke. I. Manual links, II. Manual rechts, geteilt durch einen schmalen Stimmgang. Auffallend sind hier die wirklich besonders schmalen Mensuren und die starke Besetzung der Klangkrone (Blockwerk 7-fach, Scharfzimbel 4-fach, Hörnlein 2-fach) gegenüber dem mageren 8'-Fundament (Holzpfeife 8', Quintadena 8'). Das Klangideal der 60er Jahre ist hier stark ausgeprägt.

re: Blick auf eine Seite des Pedalwerkes. Zum Subbass und Oktavbass, gesellt sich im Unterbau noch ein 4'.

Ich muss gestehen, ich hatte anfänglich Bedenken wegen der klanglichen Gegebenheiten der Orgel. Im Laufe der Intonation wurde ich jedoch eines Besseren belehrt und das Instrument zeigte Reize, die vorher völlig verborgen waren. Die begeisterte Reaktion des Organisten, welcher die Arbeiten begleitet hatte, bestätigte diesen Eindruck.

Erbauer: Ludwig Wastlhuber, Mühldorf-Mössling, Bj. 1966
Disposition:
I. Manual:
Holzflöte 8'
Weitprinzipal 4'
Hörnlein 2 2/3' 2-fach
Rohroktave 2'
Blockwerk 2' 7-fach
II. Manual:
Quintadena 8'
Metallgedeckt 4'
Engprinzipal 2'
Quintschelle 1 1/3'
Scharfzimbel 2/3' 4-fach
Pedal:
Untersatz 16'
Praestant 8'
Spillpfeife 4'
Koppeln: I/P, II/P, II/I