Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
München:
Harmonium Steinmeyer, Öttingen, Bj. 1926

In einer stillen Ecke eines bekannten Münchner Theaters, stand dieses mächtige Saugwind-harmonium von 1926, welches nun in einen spielbaren Zustand versetzt werden sollte.

Das "Harmonium-Erlebnis" trübten ein paar technische Störungen, vor allem aber eine undichte Balganlage. Das Instrument aus Öttingen wird künftig die Studiomusiker unterstützen.

Da dieses Harmonium sehr unhandlich, und die Wege zu ihm sehr eng waren, wurde der Balg zur Überarbeitung ausgebaut. Das Ausheben der beiden Werke war eine Herkules-Aufgabe.

li: Nach der Demontage der Funda-mentplatte, lag der Balg frei zum Ausbau.

Dass bei solchen Schöpfventilen nichts mehr geht, ist kein Wunder.

Nach dem Ausbau des Balganlage, folgte eine gründlichen Reinigung. Dann wurde das Harmonium in diesem Zustand erst einmal zurückgelassen.

li: Bei genauerer Betrachtung, änderte sich diese Einschätzung jedoch schnell. Immer mehr Flick- und Reparaturspuren tauchten auf.

re: Das teilweise kaputte Leder der Schöpfventile, war wohl das geringste Problem, angesichts solcher Risse.

In der Werkstatt machte der Balg bis auf die Schöpfventile erst einmal einen relativ guten Eindruck.

Nach der Abnahme der alten Bespannung merkte man schnell, dass sich die wirtschaftlich schlechte Zeit auch auf den Orgelbau auswirkte (Holzauswahl).

Die vielfach vorhandenen Risse waren einerseits Folge der schlechten Holzauswahl, andererseits aber auch auf die trockene Heizungsluft im Theater-Studio zurückzuführen.

Größere Reisse wurden ausgerfräst (Bild li) und zugespant, kleinere nur mit einem Span verschlossen. Im Bild sind die gerichteten Platten bereits frisch scharniert.

Die neue Bespannung wurde unter Verwendung der alten Falten in bewährter Manier realisiert.

Das blaue Spezialpapier ließ die grobe Holzauswahl unter sich verschwinden.

Nachdem auch die Schöpfventile und Gurte wieder angebracht waren, war der Balg bereit zum Wiedereinbau.

li: Nach ein paar geübten Handgriffen, saß der Balg wieder an seinem Platz.

Stück für Stück wurde das Instrument nun wieder komplettiert. Hier sitzt das I. Manual samt Klaviaturen und Registermechanik wieder im Gehäuse.

Parallel zum Einbau, erfolgte auch die technische Durchsicht und kleinere Reparaturen wurden erledigt.

Nach dieser überschaubaren Maßnahme, ist das Instrument nun wieder voll einsatzbereit und wird mit seiner umfangreichen Disposition sicher den ein oder anderen Beitrag zur musikalischen Gestaltung leisten können. Meine Frage nach der Stimmung wurde mit: "Das machen wir digital" beantwortet.

Hier lief gerade der Einbau des II. Manuals, welches mit einigen Heulern zu kämpfen hatte.

Einblick von hinten! Noch fehlen Subbass und Vox humana (und der Deckel des II. Manuals).

Erbauer: Orgelbau Steinmeier, Öttingen, Bj. 1926

System: Saugwind

Klaviatur: F - f''', Teilung h°/c'

Disposition:

I. Manual B/D

Forte I

Forte I

Aeolsharfe 2'

Vox coelestis 8'

Flageolette 2'

Piccolo 2'

Prinzipal 4'

Oktav 4'

Bordun 8'

Zartflöte 8'

Dolce 8'

Echo 8'

Diapason 8'

Melodia 8'

Kontrabass 16'

Violoncello 16'

Subbass 16'

Oktavkoppel

II. Manual B/D

Forte II

Forte II

Viola dolce 4'

Flauto dolce 4'

Viola 4'

Flöte 4'

Fagott 8'

Oboe 8'

Kniehebel für Grand Jeu / Forte

Harmonica aetherea 8'

Harmonica aetherea 8'

über den Schieber zwischen den Kniehebeln, lässt sich das Forte auf -Bass / alles / Diskant- einstellen.

Gamba 8'

Salicional 8'

Bassethorn 8'

Schalmei 8'

Vox humana

Manualkoppel